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Im Portrait // Claudia Uhrig, Yogalehrerin & Weggefährtin

19. Mai 2016
Claudia Uhrig im Interview mit The Yoga Affair

Ich habe Claudia 2012 bei meinem ersten Yin Yoga Teacher Training mit Paul and Suzee Grilley in Hamburg kennengelernt. Dank Facebook sind wir in Kontakt geblieben und durch meinen Umzug nach Berlin wieder etwas näher aneinander gerückt. Claudia unterrichtet Yin und Flow Klassen in und rund um Hamburg. Sie ist Gründerin der YOGI DAYS und verrät euch im heutigen Interview, worum es in ihrem neuen Programm TRUST YOURSELF geht. In unserem Gespräch konnte ich viele Parallelen zu meinem eigenen Weg finden. Deshalb freut es mich umso mehr, euch die zauberhafte Yogini und Weggefährtin, Claudia Uhrig, vorzustellen.

 

Claudia, wann und wo war dein erster Berührungspunkt mit Yoga?

Der erste Berührungspunkt war zu Agenturzeiten, in einer meiner stressigsten Zeiten. Mit Yoga habe ich mir Auszeiten gegönnt, in denen ich dann frei von E-Mails, Kunden und Kollegen war. Es tat mir richtig, richtig gut und hat mir viel Schwung und Kraft für den Job gegeben.

Meistens waren es einmal, wenn es gut lief zweimal die Woche, 90 Minuten Power Yoga. Weniger Yin Yoga oder Meditation, dafür war ich noch nicht bereit.

 

Dein Background liegt, ähnlich wie bei mir, in der Medien Branche. Gab es einen Auslöser, der dich weg vom fulltime Agenturjob, hin zum Yoga geführt hat?

Der große Auslöser, der mich dazu brachte über mich und mein Leben nachzudenken und mich letztendlich noch mehr zum Yoga geführt hat, war der plötzliche Tod meines Vaters. Das war der Punkt, an dem ich gemerkt habe “Okay, ist es das wirklich das Leben, was ich führen möchte? Wenn nein, wie soll es dann aussehen?”

Von dem Zeitpunkt an praktizierte ich intensiver Yoga und habe mehr und mehr geschaut, was will ich, was will ich nicht. Erst  4 Jahre später ging es mit der Yoga Lehrerausbildung los, früher habe ich mich noch nicht bereit dafür gefühlt.  Das war dann 2012.

 Claudia Uhrig im Interview mit The Yoga Affair

Wie beschreibst du deinen Unterricht?

Ich möchte die Teilnehmer sowohl im Vinyasa als auch im Yin Yoga dazu ermutigen, auf ihre innere Stimme zu hören, Grenzen wahrzunehmen und zu akzeptieren und zu spüren, was sie brauchen. Mir ist wichtig, dass sie, wann immer es notwendig ist, Pausen machen, ohne sich dabei schlecht zu fühlen – sich frei vom Leistungs-/Vergleichs-Modus zu machen, aber dennoch aus der Komfortzone rausgehen. 

 

Und wie sieht deine eigene Yogapraxis aus?

Meine Yogapraxis ist total unterschiedlich. Ich versuche zeitlich flexibel zu bleiben und sie an meinen Alltag anzupassen. Jeder Tag ist anders.

Ich versuche mir morgens immer ein paar Minuten in Stille zu nehmen und dann  schaue ich, was der Tag so bringt. Es kann sein, dass ich manchmal eine Stunde auf der Yogamatte verbringe, aber es gibt auch Tage, wo ich nicht auf der Matte bin und keine Übungen mache, sondern vielleicht auch mal nur ein Buch lese oder auch gar nichts mache.

Yoga ist soviel mehr als Asana Praxis. Für mich beginnt die wirkliche Yogapraxis draußen im Alltag – außerhalb der Yogaklasse, wenn es an die Umsetzung geht. Wenn man auf der Matte/Meditationskissen schon übt mit Gleichmut, Leichtigkeit und genügend Pausen zu praktizieren, kann man auch es besser in den Alltag integrieren. Darum geht’s ja auch letztendlich im Alltag mit allen seinen kleinen und großen Herausforderungen in der Mitte zu bleiben. Das ist auf jeden Fall meine tägliche Praxis.

 

Du hast mir beim letzten Treffen in Hamburg von deiner Ungeduld erzählt. Willkommen im Club! Wie gehst du damit um?

Also mittlerweile, glaube ich, ganz gut. Ich kenne mich ziemlich gut und merke sofort, wenn sich die Ungeduld einschleicht. Es bringt einfach nichts, sich in irgendetwas reinzusteigern und ich versuche dann immer zum Beobachter zu werden, mich hinzusetzen und zu sagen “Okay, ich habe es eh nicht wirklich in der Hand – trust the process.“ Ja, auch das ist manchmal einfacher oder schwerer umzusetzen, aber ich übe stetig (lacht).


Claudia Uhrig im Interview mit The Yoga Affair

Vertrauen. Ein Wort, das einfach ausgesprochen, aber nicht immer einfach gelebt wird. Dein Lebensthema?

Ja, absolut. Ich versuche mittlerweile das Leben “einfach” so anzunehmen, wie es kommt und mit all seinen Höhen und Tiefen das Beste daraus zu machen. So ist es halt.

Das ist das, was ich im Yin Yoga lernen durfte – Loslassen im Sinne von Annehmen so wie es ist – wir haben einfach nichts wirklich unter Kontrolle, glaube ich.

 

Ich finde es schön, wenn man das so annehmen kann. Und damit nicht ins Reagieren geht.

Ja, es ist wunderbar und auch immer wieder eine täglich Übungspraxis. Wenn ich in meiner Mitte bin, dann funktioniert das super. Aber natürlich gibt es auch Momente, wo ich fernab von Gleichmut und Geduld bin, dann passiert es auch, dass ich anders reagiere. (lacht) Ich versuche so gut wie möglich aus dem Drama rauszugehen – mehr agieren als aus der Emotion reagieren.

 

Vertrauen ist auch das Motto deines neuen Workshops TRUST YOURSELF. Was möchtest du hier weitergeben?

Wir haben unser Vertrauen unter so vielen Ängsten, Selbstzweifeln und Mangel verschüttet, dass wir zum Teil gar nicht mehr spüren, wie sich Vertrauen anfühlt. Es geht ums Öffnen und Hinschauen, was uns abhält in unsere Größe zu kommen. Jeder einzelne darf die Verantwortung über sich selbst annehmen.

Mir wurde irgendwann klar, dass ich die Regie für mein Leben übernehmen kann. Da möchte ich die Teilnehmer so ein Stück hinbringen und Tools an die Hand geben, mehr ins Vertrauen zu kommen. Ich habe jahrelang das gelebt, was mir vorgelebt wurde, was gut für den einen oder anderen ist, aber manches für mich nicht. Erst nach dem Tod meines Vaters habe ich geschaut, was ich wirklich will und angefangen MEIN Leben zu gestalten.

Ich glaube, das kann jeder ein Stück weit… auf seine eigene Art und Weise und in seinem Tempo! Jeder ist einzigartig.

Claudia Uhrig im Interview bei The Yoga Affair

Und du kitzelst das aus den Teilnehmern heraus?

Genau, ich versuche es auf jeden Fall an dem Tag. Es wird einen kleinen Talk geben, aber der Schwerpunkt ist auf der Praxis (Asana, Meditation, Selbststudium …) – das Tun. In die Aktion kommen. Raus aus der Komfortzone. Es geht ums Machen –  denn letztendlich muss diesen Weg jeder selbst gehen. Es nimmt dir keiner ab – aber das Schöne ist, man ist nicht allein, sondern in der Gemeinschaft und kann , wenn man will in den Austausch mit der Gruppe gehen oder auch für sich sein.

 

Ich selbst befinde mich immer im Spagat zwischen meiner Ungeduld, einem nicht enden wollenden Perfektionismus und dem Vertrauen, dass am Ende doch alles gut wird. Was rätst du mir?

Wenn ich merke, dass ich den Strudel von Ungeduld und Perfektionismus gerate, dann versuche ich bewusst aus dem Gefühl, ich “beiße mich feste”/“halte fest” rauszugehen. Das klappt nicht immer sofort, aber meistens nach dem zweiten oder dritten Anlauf (lacht).

Wenn ich mich dann einige Zeit später ransetze, geschieht das oft mit mehr Leichtigkeit. Ich versuche mir dann immer zu sagen, dass alles zur richtigen Zeit kommt – nicht immer einfach, aber ich übe.

 

Mut zur Lücke!

(Lacht) Ja, genau!

 

Vertrauen bedeutet, die eigene Kontrolle auch mal abzugeben, die Augen zu schließen und loszulassen. Hast du manchmal Angst vor dem freien Fall – dem Nichtwissen, was als nächstes kommt?

Ja, klar kommen da auch Ängste hoch. Aber was ich immer wieder erfahren durfte, durch die ganze Praxis und das Arbeiten an mir in den letzten Jahren, ist die Angst wie meinen Buddy zu sehen.

Ich gebe dieser Angst keine Macht mehr. Ich stelle die Angst nicht mehr über mich und lasse mich von ihr erdrücken und klein machen, sondern ich versuche da hinzuschauen und mich zu fragen “Was genau macht mir da Angst? Was brauche ich, um keine Angst mehr zu haben?“ Ich gehe genau dahin und versuche daran zu arbeiten.

Claudia Uhrig im Interview

Ein Teil des Workshops ist LOVE YOURSLELF den Weg des Herzens zu finden. Was hat dir dabei geholfen, deinen persönlichen Weg zu finden?

Mir hat wirklich die Yogapraxis und Zeit mit mir allein geholfen, weil die mich dazu gebracht hat, mich und meinen Körper zu spüren. In dem Moment, wo ich angefangen habe, mich zu spüren, kamen Fragen wie “Was will ich eigentlich”, “ Wie stelle ich mir mein Leben vor” auf  – darüber habe ich mir vorher nicht so wirklich Gedanken gemacht und auch festgestellt, dass es gar nicht so einfach ist diese zu beantworten – mit all den Prägungen, Erwartungen, die auf einem liegen.

Mir wurde irgendwann klar, dass ich die Verantwortung für mein Leben habe und dann fing ich an zu schauen, wie sich Dinge/Situationen/Jobs/Beziehungen anfühlen und ob sie mir gut tun. Wenn nicht habe ich versucht in meinem Tempo und den Umständen entsprechend die Situation für mich zu ändern, so dass es sich wieder gut anfühlt. Yoga hat mich dafür geöffnet.

Ich übe immer dem Gefühl von meinem Bauch und Herz zu Vertrauen. Nach wie vor ist das nicht immer einfach im Alltag. Aber es hat sich bis jetzt immer für mich gelohnt, den Weg zu gehen. Ich vertraue mir und meinem Gefühl.

 

Meine letzte Frage. Hast du ein Lieblingsbuch, das du uns an Herz legen möchtest?

Es ist das Buch “Mut” von Osho. Ein Buch, in das ich immer wieder reinlese, es mir immer wieder zur Hand nehme und jedes mal, wenn ich es lese, kommt etwas anderes, weil ich gerade an einem anderen Ort bin oder an einer anderen Stelle in deinem Leben.

 

Danke für das Interview & viel Erfolg mit TRUST YOURSELF, liebe Claudia!

 

Wenn ihr mehr über Claudia, ihren Unterricht und dem neuen TRUST YOURSELF Programm erfahren wollt, das bereits am 19.6.2016 zum ersten Mal stattfinden wird, werft einen Blick auf ihre Website.

Valerie

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