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Im Portrait // Denise und Maicol Herrera Peña von „nice to meet me“

24. Februar 2016
Denise & Maicol im Interview mit The Yoga Affair – nice to meet me – Wien – Yoga Modelabel
„Wir wollen auf Kleidung die durch den Schweiß und Tränen ausgebeuteter ProduzentInnen gegangen ist verzichten.
Wir schwitzen im Yoga und Training lieber selbst.“

Ich habe die Gründer des österreichischen Yoga Modelabels „nice to meet me“ in Wien zum Interview getroffen, um ihnen ein paar Fragen über ihr Business, ihr Leben und Yoga zu stellen. Denise und ihr Mann Maicol Herrera Peña kreieren ökologische und fair produzierte Bekleidung für Yoga, Training und Laufen.

Ihre Unternehmensphilosophie beruht auf Ahimsa, der ersten yogischen Verhaltensnorm nach Patañjali, das so viel wie Gewaltlosigkeit bedeutet.

Ich finde es bewunderswert, mit welch großer Liebe und Commitment sich die beiden für dieses Thema engagieren. Ihr achtsamer Umgang mit Mensch und Natur reicht von der ressourcenschonende Produktion bis hin zur kompostierbaren Verpackung, die von Denise mit persönlichen Botschaften an ihre Kunden versandt werden.

Hut ab, ihr Lieben!

 

Denise & Maicol, erzählt uns doch ein bisschen von euch!

Maicol: Wir leben mit unserem Hund in der Nähe von Wien, in Maria Gugging am Waldrand.
Es hat uns aus der Stadt hinaus gezogen um uns ganz auf unser Projekt konzentrieren zu können, verbundener mit der Natur zu sein und trotzdem in Standnähe zu bleiben. Für nice to meet me arbeiten wir meist von Zuhause aus. Hier haben wir ein Atelier und ein Lager. Denise ist auch viel in Wien in unterschiedlichen Yogastudios unterwegs und unterrichtet unter anderem Ashtanga und Yin Yoga.

 

Ihr seid seit 2008 verheiratet. Wo habt ihr euch kennengelernt?

Maicol: Im Lift. Denise ist für ihr Studium nach Bogotá gekommen und neben mir eingezogen.

 

Seit wann übt ihr Yoga und wie kam es dazu?

Denise: Ich hab Yoga ganz klassisch im Fitnesstudio kennen gelernt. Das war 2006 und war damals schon ein Fixpunkt in der Woche. Einfach weil es mir einen Ausgleich zum Studienleben gab. Als ich 2008 nach Kolumbien ging, praktizierten ich sporadisch unterschiedliche Yogastile.

Zurück in Österreich landete ich in der Yogawerkstatt in Wien und kam zum Ashtanga Yoga. Die klare Struktur dieses Yoga Stils ließ mich mein verloren gegangenes Gefühl für Boden unter meinen Füßen spüren. Ich begann regelmäßiger zu üben und es hat mein Leben verändert.

Maicol: Yoga habe ich durch mit 15 Jahren durch die Hare Krishnas kennen gelernt. Ich habe mich damals schon in die Yogapraxis verliebt und bin mit ihnen ein halbes Jahr durch ganz Südamerika gereist. Ich konnte mich nicht so stark mit dem Lebensstil der Krishnas identifizieren, mir blieb davon nur die Liebe zum Yoga und suchte mir in Bogotá verschiedene Möglichkeiten, Yoga zu entdecken. Mit Denise begann ich dann auch in Wien Ashtanga zu lernen. Es fühlt sich so an, als ob mich das Ashtanga gefunden hätte und nicht ich es ausgewählt hätte.

Bis heute sind wir dabei, uns immer wieder aufs neue auf die Matte zu stellen, um zu sehen, was dabei rauskommt.

 

Denise, du bist neben „nice to meet me“ auch Yogalehrerin. Was möchtest du deinen Schülern weitergeben?

Denise: Genau das, was mich selbst dazu bewegt zu üben. Die Freude und Neugierde am Bewegen und Spüren des Körpers. Sich selbst ein Stück näher zu kommen. Die eigenen Muster zu erkennen und zu lernen, sie zu transformieren. Die Auseinandersetzung mit den eigenen Grenzen, körperlich, emotional und mental, der Umgang mit Widerständen, das Zulassen, Spüren und Loslassen sind immer auch intime Erfahrungen, die auch nicht immer nur angenehm sind. In einer Yogastunde wird nicht bewertet oder kommentiert, alles darf sein, wie es ist. Dann versuchen wir mit Humor und Geduld zuzulassen, dass sich die Dinge auch verändern können.

Für mich ist selbst das Unterrichten Teil meiner Praxis. Es fordert mich immer wieder neu heraus, verlangt völlige Präsenz, überrascht mich ständig neu und lernt und zeigt mir so viel. Ich bin unendlich dankbar für diese Aufgabe.

 

Wie kam euch die Idee, ein eigenes Yoga Label zu gründen?

Maicol: Nachdem ich 2 Jahre in einer Bar gearbeitet habe, bekam ich wieder Lust das zu machen, was ich eigentlich kann und von Herzen gerne mache: Mode.

Denise: Und wir haben bemerkt, dass genau die Kleidung, die wir fürs Yoga Üben anziehen wollten, nicht erhältlich war. Zumindest nicht zu Produktionsbedingungen und in Materialien, die unserer Vorstellung entsprachen.

 

Wie lange hat es gedauert, um euer Herzensprojekt “nice to meet me” umzusetzen – von der Idee bis zu ersten Kollektion?

Denise: Zwei Jahre haben wir geplant und nach den richtigen Materialien gesucht, Werkstätten gesucht und die Finanzierung sicher gestellt. Dann konnten wir 2014 endlich die erste Kollektion „Close your eyes“ auf den Markt bringen.

nicetomeetme yoga label maicol denise shooting

Maicol, bist du also der kreative Part und Denise der organisatorische? Wie sieht eure berufliche Rollenverteilung aus?

Maicol: Ich entwerfe die Designs und erstelle die Schnitte, forsche nach Tendenzen und Inspirationen und suche nach passenden Farbkombinationen. Bei all dem nimmt Denise am Prozess Teil. Es ist Teamarbeit. Sie probiert die Teile aus und wir machen sie gemeinsam praxistauglich.

Denise: Ich kümmere mich etwas mehr um die Organisation, Kommunikation mit KundInnen, Lieferanten und Buchhaltung. Schlussendlich aber immer mit dem Rückhalt von Maicol. Vieles machen wir einfach gemeinsam.

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Eure Unternehmensphilosopie ist ganz klar im Yoga verwurzelt. Wofür setzt ihr euch ein?

Denise: Das Grundprinzip ist ganz klar die Gewaltfreiheit. Ahimsa. Das klingt vielleicht etwas abgehoben, ist aber schlussendlich die einzige Richtlinie, auf die wir uns immer wieder in unseren Entscheidungen beziehen können.

Wer sich viel mit Yoga auseinander setzt, spürt es. Es entsteht eine erhöhte Sensibilität für das eigene Verhalten und die Auswirkungen davon in der uns umgebenden Welt. Wenn man Entscheidungen in einem Unternehmen trifft, sind deren Effekte nochmal wirksamer, weil die Dimensionen größer sind.

Wir haben die Intension immer so zu entscheiden und handeln, dass die ökologischen und sozialen Auswirkungen sich im positiven Bereich bewegen. Also einfach möglichst wenig Schaden anrichten oder auch hoffentlich gutes Bewirken.

 

Dieses Prinzip bezieht ihr aber nicht nur auf die Auswahl der Stoffe, sondern auch auf die Verpackung.

Denise: Ja, das ist richtig. Unser Verpackungsmaterial ist recycelt, kompostierbar oder recycelbar – wir verwenden zB. für die Verpackung der einzelnen Kleidungsstücke kompostierbaren Kunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen. Das ist zwar wesentlich teurer, denn normales Plastik kostet so gut wie nichts, aber die letztendlich entspricht auch diese Investition ganz unserem Wunsch, achtsam mit unserer Umwelt umzugehen.

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Wer oder was inspiriert eure Arbeit, eure Kollektionen, euer Leben?

Denise: Uns inspiriert so vieles.

Maicol: Bei Kollektionen, die normalerweise 2 bis 4 mal im Jahr herausgebracht werden, funktioniert es in der Regel so, dass du aus einem Thema das Maximum heraus holst und es möglichst schnell und effektiv auf den Markt bringst.

Wir wollen uns nicht in diesen übertrieben schnellen Rhythmus eingliedern. Daher haben wir uns entschlossen Editionen heraus zu geben.

Was das Design betrifft, bedeutet das mit einer Inspiration wachsen zu können und dem auch Zeit zu geben, sich zu entwickeln und in die Tiefe zu gehen. Die Editionen geben uns gleichzeitig auch die Möglichkeit bestimmte Themen über die Kleidung zu kommunizieren. Es lässt uns auch über größere Zeitspannen hinweg Styles aufeinander zu beziehen. So können Teile kombiniert werden die du jetzt kaufst, mit Teilen die du bereits seit einem Jahr benutzt. Wir wollen dich ja nicht dazu auffordern, diese Teile dann wegwerfen zu müssen, denn die Qualität ist gut genug, um sie lange zu tragen. Damit nehmen wir unseren KundInnen auch den Druck, im andauernden Rad zwischen Konsumieren und Wegwerfen mitzuhalten.

Denise: Wir machen Kleidung – aber wollen nicht auch noch zum exzessiven Konsumieren auffordern und genauso wenig selbst von der Modebranche konsumiert werden und lieber bei uns bleiben.

 

Was sind eure absoluten „nice to meet me“ Favourite Pieces?

Maicol: Die Re-Active Pant. Ich kann sie einfach bei jeder Art von Training tragen. Wenn ich durch den Wald laufe oder ins Yogastudio gehe. Falls ich viel schwitze, trocknet unser rPET super schnell, außerdem macht die Form einfach eine gute Figur.

Denise: Ganz klar, unsere New Balance Legging. Wer sie kennt, weiß warum (grinst) – momentan am liebsten kombiniert mit einem Free Top.

 

Wo gibt es die guten Stücke zu kaufen?

Denise: Im Onlineshop: www.nicetomeetme.at, aber auch in vielen Yogastudios und ökofairen Shops, die die Kleidung von uns beziehen.

 

Vielen Dank für das Interview, ihr zwei!

Valerie

 

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