Berlin Featured People Places

Im Portrait // Moritz Ulrich über Veganismus im Yoga

28. Februar 2019
Interview Portrait Moritz Ulrich Berlin Peace Yoga Yogalehrer Veganismus Ernährung Lifestyle vegan

Was ich hier in Wien wirklich sehr vermisse, sind die kraftvollen Jivamukti Yoga Klassen, die ich Berlin kennenlernen durfte. Dieser Stil hat meine eigene Yogapraxis und innere Haltung in Bezug auf Ernährung sehr geprägt. Im Jivamukti Yoga spielt Veganismus eine große Rolle, was immer wieder zu heißen Diskussionen führt. Dieses Thema ist ein spannendes, daher habe ich den wunderbaren Berliner Yogalehrer Moritz Ulrich einige Fragen dazu gestellt.

 

Moritz, erzähle uns ein bisschen über dich. Wer bist du und was machst du?

Ich bin ein echter Berliner, habe als Kind Ballett getanzt, in einem Schulorchester gespielt, irgendwann Medizin studiert und dann ein Yogastudio, Peace Yoga Berlin, eröffnet. Mittlerweile bin ich „schon“ 31, lebe mit meinem Freund zwar in Berlin, aber liebe es um die Welt zu reisen. Meistens um Yoga zu unterrichten oder selber einen Kurs zu besuchen. 

Interview Portrait Moritz Ulrich Berlin Peace Yoga Yogalehrer Veganismus Ernährung Lifestyle vegan

Welchen Eindruck hat deine allererste Yogastunde bei dir hinterlassen? Was hat dich dich zum Jivamukti Yoga geführt und von diesem Stil überzeugt? 

In meiner allerersten Yogastunde bei Gitta Kistenmacher in Kreuzberg war ich mit Abstand der Jüngste. Ich habe mich gefragt wie es sein kann, dass alle anderen um mich herum entspannt im herabschauenden Hund stehen können, während mir die Arme zittern und ich Schnappatmung bekomme. Gitta war meine erste Yogalehrerin und hat mir soo viel beigebracht, vor allem auf dem Weg zum Yogalehrer: Demut war ihr wichtigster Tipp, den ich bis heute versuche zu beherzigen. Ich habe irgendwann einfach alles an Yoga ausprobiert, was es gab und darunter auch Jivamukti Yoga. Mich hat die perfekte Mischung begeistert, die alles ansprach was mich damals interessierte: Philosophie, Musik, Asana, Spiritualität und Kreativität.

 

Was ist Jivamukti Yoga und inwiefern gehören Tierrechte und Veganismus zur Philosophie dahinter?

Jivamukti Yoga ist der Weg zur Erleuchtung, also Yoga durch Mitgefühl gegenüber allen anderen Wesen. Und da steckt auch schon die vegane Ernährung mit drin. Es ist eine Übung, so wenig Leid wie möglich zu verursachen. Und wenn man anstatt der Kuh, die vorher das Gras gefressen hat, dann nur noch das Gras isst, entsteht einfach etwas weniger Leid. Für die Co-Gründerin Sharon Gannon, war der Yogaunterricht eine ideale Plattform, um über Tierrechte und Veganismus aufzuklären und auch für mich ist das ein enorm wichtiger Bestandteil. 

Interview Portrait Moritz Ulrich Berlin Peace Yoga Yogalehrer Veganismus Ernährung Lifestyle vegan

Die Befürwortung einer bestimmten Diät wird gesellschaftlich und auch im Yoga oft abgelehnt – zumindest erlebe ich das sehr häufig –  warum ist sie im Jivamukti so wichtig?

Ich habe ehrlich gesagt den Eindruck, dass gerade in der Yogacommunity das Thema heikler ist als anderswo. Ich habe manchmal das Gefühl, es leben mehr Nicht-Yogaleute vegan als Yogaleute. Wir sehen Veganismus als einen der leichtesten Möglichkeiten die 5 Yamas von Patanjali zu üben. Allen voran ahimsa – was bedeutet, nicht zu verletzen. Es ist eine Yogaübung. Gleichzeitig ist es im übrigen die gesündeste und umweltschonendste Ernährungsform, die wir momentan kennen! 

 

Kannst du uns ein wenig über deine eigene Reise zum Veganismus erzählen? Gab es einen Schlüsselmoment oder haben mehrere Gründe zur Veränderung deiner Essgewohnheiten geführt? 

Das Buch „The Life of Pi“ von Yann Partel gab mir den ersten Impuls. Der junge Pi der alleine auf hoher See in einem Rettungsboot hockt und hungrig ist, schafft es nicht einen Fisch zu essen, weil es einfach gegen seine Wertvorstellungen verstößt. Das hat mich sehr beeindruckt und ich habe aufgehört Fleisch zu essen. Eier kamen von einem Tag auf den anderen, plötzlich spürte ich unfassbaren Ekel gegenüber gekochten Eiern o.ä. Milch und Käse war das schwierigste für mich. Heute weiß ich dank der Forschung von Dr. Neil Barnard, dass Käse süchtig macht, ganz ähnlich wie Opium.  Während meines 4 Wochen Jivamukti Teacher Trainings konnte ich den shift zur Kuhmilchfreiheit dann endlich vollziehen und übe mich darin weiter dran zubleiben. 

 

Hilft eine vegane Ernährung bei der Yogapraxis?

Die vegane Ernährung ist eine Yogapraxis, insofern hilft sie ganz direkt dabei! 

Interview Portrait Moritz Ulrich Berlin Peace Yoga Yogalehrer Veganismus Ernährung Lifestyle vegan

Die vegane Lebensweise rückt zwar mehr und mehr in die Mitte unserer Gesellschaft, trotzdem bedarf es noch einer großen Aufklärungsarbeit, was beispielsweise die Verfügbarkeit des Proteins in pflanzlichen Lebensmitteln angeht. Hast du Tipps, die dabei helfen, das vegane Bewusstsein weiterzutragen? 

Immer Mitgefühl zeigen und jeden einzelnen Schritt eines anderen in Richtung Veganismus unterstützen. Ich halte nichts von Verurteilungen, weil jemand etwas nicht 100% macht, das geht aus meiner Sicht auch gar nicht. Ich finde es großartig wenn jemand schon ein einziges Mal das vegane Menü wählt oder auf Fleisch verzichtet. Zum Glück gibt es mittlerweile auch in Deutschland tolle Leute, die ihr Wissen gerade zur Protein- und Nährstoffversorgung mit uns teilen. Drei, die mich besonders beeindrucken und die jeder kennen sollte: Niko Rittenau, Dr. Petra Bracht und die beiden Jungs von Vegan ist Ungesund. Informationen gibt es also genug, wir müssen sie jetzt nur noch verteilen. 

 

Wer oder was inspiriert dich in deiner persönlichen Entwicklung für die Zukunft?

Meine beiden Lehrer Sharon Gannon und David Life sind nach wie vor eine große Inspirationsquelle für mich. Ihr Weitblick, ihre Vision und ihre positive Disziplin gegenüber den Yogapraktiken sind wundervoll erfrischend. Zusätzlich ist für mich selber etwas Göttliches unabdingbar in meiner Praxis. Ich nenne es Krishna, aber der Name spielt dabei natürlich überhaupt keine Rolle. Wichtiger ist das innige Gefühl, das man damit verbinden kann. 

Interview Portrait Moritz Ulrich Berlin Peace Yoga Yogalehrer Veganismus Ernährung Lifestyle vegan

Was liest du aktuell und was findet man auf deinem Nachttisch?

Ich lese wirklich sehr sehr wenig. Sollten es Romane sein, dann eigentlich nur Psychothriller von Sebastian Fitzek. Ansonsten blättere ich gerne durch verschiedene Bücher gleichzeitig und lese ein paar Seiten, um mich inspirieren zu lassen, im Moment z.B. „The Circadian Code“ von Satchin Panda, „Meine Gesundheitsformel“ von Petra Bracht und „The Magic 10 & Beyond“ von Sharon Gannon.

 

Vielen herzlichen Dank für das schöne Interview, lieber Moritz. 
Signatur Valerie Unterschrift

 

Fotos: © Lena Fingerle

You Might Also Like

No Comments

Leave a Reply

*